„Lebensräume müssen miteinander vernetzt werden!“

Gut besuchter Vortrag und erfolgreiche Mitgliederversammlung des NABU Holzminden

Zauneidechsen mögen Holz- und Steinhaufen als Versteck- und Sonnenplätze. (Foto: Tanja Frischgesell)
Zauneidechsen mögen Holz- und Steinhaufen als Versteck- und Sonnenplätze. (Foto: Tanja Frischgesell)

Voll besetzt war der Raum im Hotel Kiekenstein, als Stefanie Beyer, stellvertretende Vorsitzende des NABU Holzminden, den Referenten Burkhard Beinlich begrüßte. Der ehemalige Leiter der Landschaftsstation Höxter stellte in seinem Vortrag die erfolgreichen Artenschutzmaßnahmen für Amphibien und Reptilien im und um das Naturschutzgebiet „Grundlose-Taubenborn“ bei Höxter vor.

 

Im Zuge der Planungen für den Ausbau der Bundesstraße wurden die Amphibienbestände untersucht und die große Bedeutung des Gebietes nochmals deutlich. Zehn Arten mit insgesamt etwa 50.000 Individuen kommen hier vor.

 

Speziell für den europaweit geschützten Kammmolch wurden in den letzten Jahren Gewässer neu angelegt oder renaturiert. Außerdem wurden Steinhaufen in der direkten Umgebung der Teiche aufgeschüttet. „Wenn dabei darauf geachtet wird, dass Hohlräume entstehen, nutzen Molche, Erdkröten und auch Feuersalamander die Haufen gerne als Winterquartier und müssen keine weiten Strecken mehr wandern.“, erläuterte Burkhard Beinlich. Leider würden die laufenden Untersuchungen zeigen, dass ehemals häufige Arten wie Grasfrosch und Erdkröte erhebliche Bestandseinbußen verzeichnen.

 

Der Bahndamm, der das Naturschutzgebiet begrenzt, dient insbesondere Reptilien wie Blindschleiche, Zauneidechse, Ringel- und Schlingnatter als Lebensraum. Hier haben die Untersuchungen im Vorfeld des Ausbaus der B64/83 erfreulich hohe Individuenzahlen ergeben. Da der Straßenbau diese aber akut gefährden würde, mussten vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen für die FFH-Arten Zauneidechse und Schlingnatter umgesetzt werden. Deshalb wurden hierfür am Ziegenberg neue Lebensräume geschaffen und über Saumstrukturen miteinander vernetzt, damit die Tiere sie auch erreichen können. Außerdem wurden die Eidechsen und Schlangen am Bahndamm eingefangen und umgesiedelt. Mittlerweile hat sich in den neu geschaffenen Lebensräumen eine lebensfähige Population etabliert. Wenn die Bundesstraße gebaut wird, wird zwischen den Populationen am Bahndamm und am Ziegenberg allerdings kein Austausch mehr möglich sein.

 

Als Dank für den informativen Vortrag spendete der NABU Holzminden an das Bielenberg-Projekt des Naturkundlichen Vereins Egge-Weser, in dem sich Burkhard Beinlich ehrenamtlich engagiert.

Gut getarnt ist die Schlingnatter, die häufig für eine Kreuzotter gehalten wird. (Foto: Tanja Frischgesell)
Gut getarnt ist die Schlingnatter, die häufig für eine Kreuzotter gehalten wird. (Foto: Tanja Frischgesell)

In der sich anschließenden Jahreshauptversammlung griff die Vorsitzende Tanja Frischgesell das Thema Vernetzung wieder auf. Im Tätigkeitsbericht des vergangenen Jahres stellte sie die Renaturierung eines Kalkmagerrasens bei Heinsen als Lebensraum für Wald- und Zauneidechse vor. Die Fläche wird in Zukunft für viele Arten als Trittstein zwischen weiter entfernten Biotopen dienen. Viele Fotos von Arbeitseinsätzen, Kinderaktionen und einem Betreuungsgebiet am Stadtrand von Holzminden im Jahreslauf zwischen Geburt der Lämmer im Frühjahr und Winterhochwasser ergänzten den Tätigkeitsbericht. Die Versammlung beschloss außerdem einstimmig den Haushaltsplan für 2024, der durch die geplanten Renaturierungen an Lenne und Forstbach besonders hohe Zahlen aufwies.