Umweltminister entlässt "Glockenfrosch" in die Freiheit

Wiederansiedlung der stark gefährdeten Geburtshelferkröte

Im Rahmen des NABU-Projektes LIFE BOVAR wird die Geburtshelferkröte im NABU-Steinbruch Stadtoldendorf wiederangesiedelt. Am 23. August entließ der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer 73 Geburtshelferkröten in die Freiheit.

 

Das Projekt zum Erhalt der Geburtshelferkröte im Landkreis Holzminden ist von besonderer Bedeutung, weil die südwesteuropäische Art hier ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze erreicht. Zahlreiche Vorkommen der bundesweit stark gefährdeten Art sind bereits erloschen oder stehen kurz davor. Der Lebensraumverlust durch den Landnutzungswandel wird als ein Hauptfaktor angesehen, der für den dramatischen Rückgang verantwortlich ist. Daher wurden die Lebensraumbedingungen im NABU-Steinbruch Stadtoldendorf eigens für die Geburtshelferkröte optimiert, die im Volksmund auch "Glockenfrosch" genannt wird, da die Rufe an ein Glockengeläut erinnern.

Im Steinbruch Stadtoldendorf: Tanja Frischgesell (NABU Holzminden), Projektmitarbeiterin Kim Fasse, Umweltminister Christian Meyer, Projektleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh, NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann, Torsten Maiwald (NABU Holzminden), Ma
Tanja Frischgesell (NABU Holzminden), Projektmitarbeiterin Kim Fasse, Umweltminister Christian Meyer, Projektleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh, NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann, Torsten Maiwald (NABU Holzminden), Marlies Zuidema (UNB)

„Mit LIFE BOVAR wird die Vernetzung und das Management von vier seltenen Amphibienarten dynamischer Lebensräume umgesetzt", erklärt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Die Geburtshelferkröte hat in den letzten Jahrzehnten den größten Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Niedersachsen eingebüßt. Im Rahmen des Projektes engagieren sich bereits seit über sechs Jahren Projekt- und Kooperationspartner gemeinsam für den Schutz von Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und Kammmolch mit dem Ziel, deren Lebensräume zu verbessern und weiterzuentwickeln. Das Projekt leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt.“

 

Der NABU-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann und Umweltminister Christian Meyer. - Foto: Mareike Sonnenschein
Der NABU-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann und Umweltminister Christian Meyer. - Fotos: Mareike Sonnenschein

Umweltminister Meyer dankt dem NABU für seine fachkundige Arbeit


Christian Meyer, niedersächsischer Umweltminister, erläutert: „Durch die Lebensraumverluste und die Klimakrise beschleunigt sich das Artensterben gerade für heimische Amphibien bedrohlich. Umso wichtiger ist das in Kooperation mit dem NABU Niedersachsen durchgeführte EU-LIFE-Projekt BOVAR, das das Umweltministerium mit 822.000 Euro kofinanziert. Gerade für Amphibienvorkommen wie die Geburtshelferkröte hat Niedersachsen eine hohe Verantwortung. Deren Anzahl ist durch den Verlust von Lebensräumen wie Kleingewässern, Bruchsteinmauern, fehlendem Biotopverbund und der Intensivierung von Landwirtschaft stark zurückgegangen. Solche Projekte, die geeignete Lebensräume zur Rettung und Wiederansiedlung der Geburtshelferkröte wieder herstellen, sind daher dringend notwendig. Niedersachsen verstärkt damit den Natur- und Artenschutz deutlich. Mein besonderer Dank gilt dem NABU, der mit diesem LIFE-Projekt ganz maßgeblich dazu beiträgt, dass sich der Erhaltungszustand der Geburtshelferkröte und anderer gefährdeter Amphibienarten auch hier im Landkreis Holzminden verbessert.“

Ausgewilderte Tiere etablieren neue Population

An der NABU-Erhaltungszuchtstation in Hessisch Oldendorf wurde die Nachzucht der Geburtshelferkröte etabliert. Bei den Geburtshelferkröten betreiben die Männchen echte Brutfürsorge. „Die Auswilderung einjähriger, in menschlicher Obhut aufgezogener Tiere hat sich im Rahmen des Projektes bei Wiederansiedlungen als erfolgreich erwiesen, da die größeren Geburtshelferkröten eine deutlich höhere Überlebenswahrscheinlichkeit im Freiland haben“, berichtet Dr. Mirjam Nadjafzadeh, Leiterin des NABU-Projektes LIFE BOVAR.

„Wir haben Ende 2018 und Anfang 2024 umfangreiche praktische Artenschutzmaßnahmen zur Wiederherstellung günstiger Lebensraumbedingungen durchgeführt, damit sich eine langfristig überlebensfähige Population etablieren kann. In ähnlichen lebensraumoptimierten Wiederansiedlungsgebieten haben wir direkt im Folgejahr nach der Freilassung von einjährigen Geburtshelferkröten rufende Männchen festgestellt und nach einem weiteren Jahr eigenständige Reproduktion.“