Gute Reise und auf Wiedersehen!

Auszeichnung eines schwalbenreichen Anwesens im Landkreis durch den NABU

Silke von Mansberg (li) bei Übergabe der Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" des NABU durch Anna Schrader
Silke von Mansberg (li) bei Übergabe der Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" des NABU durch Anna Schrader

Es ist wieder so weit: Unsere treuen Untermieter, die Schwalben, haben sich auf den weiten Weg in den Süden gemacht, berichtet Silke von Mansberg, Besitzerin des Rittergutes. Nach mehreren Tagen großer geschäftiger Aufbruchstimmung, ist nun im Himmel über Meinbrexen keine Schwalbe mehr zu sehen. "Dies macht ein bisschen wehmütig", findet Anna Schrader vom NABU Holzminden. Weiß man doch nie, ob alle Reisenden wohlbehalten wiederkehren können. "Es ist leerer geworden am Himmel", findet auch Frau von Mansberg. Aber vor allem fehle das muntere Treiben um und in den Gebäuden des Rittergutes.

Die Nester sind nun allesamt verwaist und es ist stiller geworden, fehlt doch das fröhliche Schwatzen der Schwalbenstimmen. Es gehöre einfach mit dazu, findet Frau von Mansberg. Unglaubliche 35 intakte Nester konnten die beiden Frauen in der Werkstatt des landwirtschaftlichen Betriebes zählen. Dies ist wahrlich eine Auszeichnung wert, ist diese Kolonie doch ein großer Beitrag zum Natur- und Schwalbenschutz.

 

Die Rauchschwalben, welche innerhalb von offenen Gebäuden nisten, nutzen jeden Vorsprung, jeden Stahlträger, jede Lampe und quasi jeden Nagel an der Wand unterhalb der Decke der Werkstatt, um ihre aus Lehm gebauten Nester daran zu befestigen. "Es ist ein Schwalbenparadies", verkündet Frau von Mansberg stolz. Nicht nur, weil es in Meinbrexen viele stehende Gewässer mit zahlreichen Fluginsekten als Nahrungsquelle gibt. Mensch und Tier arrangieren sich im landwirtschaftlichen Betrieb von Mansberg sehr gut miteinander. Der Lärm der Werkstatt störe die Tiere nicht und wenn der Kot an ungünstigen Stellen herabfällt, werde kurzerhand ein kleines Kotbrettchen mit genügend Abstand (Sicherheit vor Greifvögeln) montiert.

 

Nun, in der schwalbenfreien Saison, werden die Brettchen sauber gefegt und bereit ist das Heim für das nächste Jahr. Die Nester, welche sich auch noch im Pferdestall, an der alten Schmiede und an so manch anderem Nebengebäude des Betriebes befinden, bleiben selbstverständlich unangetastet, nicht nur, weil sie unter Naturschutz stehen und ein Entfernen nicht erlaubt ist, sondern auch, weil Schwalben standorttreu sind und immer wieder in ihre alten Nester zurückkehren. Oft sind sie auf vorhandene Nester oder Nisthilfen angewiesen. Diese gibt es für Mehlschwalben als geschlossenes Nest mit Einschlupfloch im Handel zu kaufen. Es wird außen, direkt unter dem Dachvorsprung montiert. Für Rauchschwalben gibt es offene Nistschalen, die innerhalb von Gebäuden angebracht werden.In trockenen Jahren haben es Schwalben schwer, ihre Nester auszubessern oder Neue zu bauen. "Wir helfen den Vögeln", berichtet von Mansberg, "indem wir auf dem Hof eine Lehmpfütze feucht halten.“


Gemeinsam möchten die beiden Frauen ihre Begeisterung für die im Volksmund Glück ins Haus bringenden Schwalben weitergeben und auf den Schwalbenschutz aufmerksam machen. Die Schwalbe ist als Kulturfolger auf unser Verständnis und die Toleranz der Hausbesitzer angewiesen.

Die ausgehändigte Plakette zeichnet Häuser als schwalbenfreundlich aus, um weitere Schwalbenliebhaber zu gewinnen. Der NABU freut sich über jedes Haus, das ausgezeichnet werden darf, egal, wie viele Nester vorhanden sind. Daher hierzu ein Aufruf an dieser Stelle.
„Diese Plakette wird gut sichtbar am Tor des Rittergutes montiert“, verspricht von Mansberg.
Künftig zeigt sie Besuchern des Rittergutes und Kunden des Hofladens, aber auch jedem aufmerksamen Vorbeigehenden oder -fahrenden, dass Schwalben hier ausdrücklich erwünscht sind, und auch bestaunt werden können, wenn sie im nächsten Frühjahr zurückkommen. Bis dahin heißt es: Gute Reise und alles Gute den Schwalben!


Sommerboten endlich zurückgekehrt!

Der NABU Holzminden macht auf Schwalbenschutz aufmerksam und vergibt Auszeichnungen an schwalbenfreundliche Hausbesitzer

Mehlschwalben am Haus der Familie Karl-Heinz Arnemann
Mehlschwalben am Haus der Familie Karl-Heinz Arnemann

„Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren“, besagt ein altes Sprichwort. Nach einigen zaghaften Vorboten sind nun endlich die ersten Schwalben aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara auch nach Derental zurückgekehrt und beginnen mit dem Nestbau, beziehungsweise vorzugsweise mit der Reparatur ihrer alten Nester.
Schwalben sind bedroht, aufgrund dessen stehen sie und auch ihre Nester ganzjährig unter Naturschutz. Die Schwalbennester dürfen nicht entfernt werden. Sanierungsarbeiten am Haus beispielsweise sollten daher in der schwalbenfreien Zeit erfolgen.
Viele Derentaler sind den gefiederten Glücksbringern wohlgesonnen, verhalten sich in der Nistzeit rücksichtsvoll und freuen sich, wenn ihre Gebäude von Schwalben als Brutstätte auserwählt wurden. Daher durfte der NABU Holzminden viele Derentaler Häuser als „schwalbenfreundlich“ auszeichnen und Urkunden, sowie Plaketten für die Hauswände überreichen.

Die Hauseigentümerin Gisela Krebs konnte schon vor einigen Tagen Schwalben bei der Wohnungssuche beobachten, aber sesshaft wurden zwei Schwalbenpärchen tatsächlich erst am Morgen des Tages der Auszeichnung am 8. Mai. „Ich jubele jedes Jahr aufs Neue, wenn die Schwalben zu mir zurückkehren und ich morgens von dem fröhlichen Gezwitscher der Jungvögel im Nest direkt vor dem Schlafzimmerfenster geweckt werde“, so die Seniorin.
Kai Zimmermann ist ein Profi in Sachen Schwalbenschutz. Er weiß, dass es für die Schwalben durch das Verschwinden der vielen kleinen landwirtschaftlichen Betriebe in den Dörfern und der Asphaltierung landwirtschaftlicher Wege immer schwieriger wird, Lehmpfützen und damit geeignetes Nistmaterial zu finden. Daher hat er bereits zahlreiche, speziell für Mehlschwalben konzipierte Kunstnester am Haus seiner Mutter angebracht. Diese kann man im Fachhandel, etwa im NABU-Umweltladen in Holzminden erwerben. Die Nisthilfen werden zu seiner Freude auch dieses Jahr, neben den natürlichen Schwalbennestern, sehr gut angenommen.
Familie Rainer Arnemann freut sich über viele Rauchschwalbennester im Kuhstall. Während die schwarz-weißen Mehlschwalben außen an der Hauswand unterhalb der Dächer nisten, bevorzugen die rotbraunkehligen Rauchschwalben das Innere von Ställen, Scheunen sowie früher häufig Schornsteine und Rauchfänge. Daher rührt auch ihr Name.
Familie Baie wartet noch sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Gäste.

Familie Molthan führt einen Rinderzuchtbetrieb. „Die Hinterlassenschaften unserer Weiderinder bieten Insekten Nahrung, wovon auch die Schwalben profitieren“, so Jungbäuerin Frauke Molthan. Sie konnte letztes Jahr sogar 18 Nester der geselligen Rauchschwalben zählen. Fraukes Vater Wilhelm bedauert den schlechten Start für die Schwalben in diesem Jahr. „Aufgrund der niedrigen Temperaturen im diesjährigen Frühling sind noch kaum Fliegen oder Mücken zu sehen“, so sagt er, „deren zahlreiches Vorkommen ist für die Schwalben als Insektenfresser aber überlebenswichtig.“
Das wohl schwalbenreichste Anwesen ist der Aussiedlerhof der Familie Karl-Heinz Arnemann. Im letzten Jahr waren es rund 40 Nester beider Schwalbenarten. „Es gibt kaum ein Fleckchen unter dem Dach, an dem noch kein Nest gebaut wurde“, staunt NABU-Beauftragte Anna Schrader. Karl-Heinz Arnemann schüttet im Sommer oft Wasser in eine Senke im Garten, da durch die Stilllegung des Hofes vor ein paar Jahren auch hier Lehmpfützen fehlen.
Beim Milchviehbetrieb Topp/Ahrens freuen sich vier Generationen über die zahlreichen Mehl- und Rauchschwalbennester in den offenen Ställen. Ein Schwalbenpärchen verblüfft die Familie besonders. „Sie nisten auch dieses Jahr wieder direkt im Melkstand und lassen sich von unserer Arbeit und der Geräuschkulisse nicht stören und vertreiben“, erzählt Susanne Topp.
Uwe Garbe, der Inhaber des Eulenkrugs, kann nun seinen Gästen stolz mit der Plakette zeigen, dass auch sein jahrhundertealtes Gebäude zahlreiche Schwalben beherbergt. Besonders abends kann man hier die Vögel beim Kreisen über ihrer Wasserstelle, der Weser, beobachten.
Bei Familie Lange und Familie Schumann/Gömann sind ebenfalls seit Jahren Schwalbennester am Haus. Leider seien oft Streitigkeiten zwischen Schwalben und Spatzen zu beobachten, was einige Schwalbenpärchen sogar vertreibe.

Familie Diedrich betrachtet seit letztem Jahr mit gemischten Gefühlen die alten Schwalbennester am Haus. Die Schwalben sind nicht zurückgekehrt, aus Angst vor dort nistenden Turmfalken. „Aber auch ein Falke freut sich über einen geeigneten Nistplatz“, grübelt Naturfreundin Susanne Diedrich. Dennoch möchte sie dafür sorgen, dass die angebrachten Kotbretter mit mehr Abstand von den Nestern platziert werden und hofft, dass die Schwalben dann wieder zurückkehren. „Es empfiehlt sich hierbei ein Abstand von mindestens 60 cm, damit man Nesträubern keine Chance für einen Ansitz bietet“, rät Anna Schrader.
Familie Bähre und Familie Pieper besitzen Gehöfte ohne Tierbestand und dennoch kehren einige Schwalbenpärchen treu in die leeren Ställe zurück. Beide Familien achten dabei stets darauf, dass die Tore zu den Scheunen geöffnet sind, um den Schwalben, die übrigens oft mehrmals im Jahr brüten, den Ein- und Ausflug zu ermöglichen.
Zwei weitere Hausbesitzer wurden ebenfalls geehrt und haben jeweils eine Plakette erhalten, möchten aber nicht öffentlich genannt werden.

 

Leider ist auch in Derental die Anzahl der Schwalbennester rückläufig, weiß NABU-Beauftragte Anna Schrader. Sie hat schon als Schülerin die Nester im Ort gezählt und aufgelistet und beobachtet jedes Jahr mit viel Interesse die Entwicklung der Verbreitung dieser Vögel. Umso mehr freut sie sich über die positive Resonanz im Ort für die Plaketten-Aktion. Bei vielen Menschen wären die Schwalben nach wie vor willkommen, sie kehren jedoch manchmal aus unbekannten Gründen nicht mehr zurück.
In ganz Deutschland würdigt der NABU Schwalbenfreunde. Machen auch Sie andere Menschen darauf aufmerksam, wie wichtig der Schutz von Schwalben ist – lassen Sie Ihr Haus durch den NABU auszeichnen! Dies geht ganz einfach auf www.NABU.de/schwalben. Hier finden sich auch interessante Infos und wertvolle Tipps für Schwalbenschützer, ebenso ein Schwalben-Quiz.

 

Wer keine Schwalben am Haus hat und trotzdem unterstützend tätig werden möchte, kann dies mit einem möglichst naturnahen und insektenfreundlichen Garten tun. Die Vielfalt an blühenden Pflanzen, Obstbäume und auch Wasserstellen locken Insekten an und bieten Futter für die Schwalben und ihren hungrigen Nachwuchs.

 

Derental, im Mai 2021                  Text: Anna Schrader                             Fotos: Nadja Schrader


Hier sind Schwalben willkommen –

Auszeichnung des NABU an den Wasserverband Ithbörde/Weserbergland

Foto: NABU Holzminden
Foto: NABU Holzminden

Seit Jahren besteht eine Mehlschwalbenkolonie mit 15 Brutpaaren an den Gebäuden des Wasserverbands Ithbörde/Weserbergland (WVIW) in Dielmissen. Als 2017 dann an einer etwas glatteren Hauswand zwei Schwalbennester abstürzten, war für die Mitarbeiterin Friederike Eilers klar, dass hier etwas unternommen werden sollte. Die abgestürzten Jungschwalben wurden vom Mitarbeiter Reinhold Lüttig zu Hause erfolgreich aufgepäppelt und im Spätsommer wieder in Dielmissen frei gelassen. Für die Zukunft sollte aber besonders an der glatten Fassade eine Lösung her. Mit Hilfe der NABU-Kreisgruppe Holzminden wurde entschieden, dass man an dieser Gebäudeseite mit künstlichen Nisthilfen nachhelfen sollte. Acht künstliche Nester wurden dafür Anfang April 2018 vom NABU-Vorstandsmitglied Torsten Maiwald zusammen mit der NABU-Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ an Friederike Eilers und den Geschäftsführer des WVIW Herrn Witte überreicht und sollen bis zur Ankunft der Schwalben angebracht werden. Diese werden voraussichtlich je nach Witterungsverhältnissen bis Mitte April eintreffen und vielleicht beziehen sie bereits in diesem Jahr die angebotenen Kunstnester für ihre Brut.

 


Die Frühlingsboten kehren zurück

Schwalbennester sind geschützt – NABU informiert Handwerksbetriebe

Rauchschwalbe brütet auf Netz (Foto: Markus Janz)
Rauchschwalbe brütet auf Netz (Foto: Markus Janz)

In diesen Tagen kehren Rauch- und Mehlschwalben aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück, um hier während der warmen Jahreszeit zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen. Sie fliegen 10.000 km weit, überqueren Wüsten, Gebirge und das Mittelmeer, um in ihr eigenes, selbstgemauertes Nest zurückzukehren. Und das über viele Jahre – vorausgesetzt, sie überstehen die vielen Gefahren auf dem langen Zugweg und ihr Nest ist bei ihrer Ankunft noch da. Doch leider werden immer wieder Schwalbennester von den Hauswänden entfernt – obwohl es laut Bundesnaturschutzgesetz verboten ist und eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Während der Brutzeit, wenn Eier oder Jungvögel dabei zu Schaden kommen, ist es gemäß Tierschutzgesetz sogar ein Straftatbestand. Das Gesetz schützt übrigens auch andere Tierarten und ihre Quartiere, wie zum Beispiel Fledermäuse, Mauersegler, Turmfalken, Eulen oder Dohlen.


Bauherren und Handwerker müssen daher die Gebäude vor Beginn von Bauarbeiten sorgfältig untersuchen bzw. untersuchen lassen, ob Gebäudebrüter oder Fledermäuse von den Bauaktivitäten betroffen sind. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass diese Lebensstätten ganzjährig geschützt sind und bei Baumaßnahmen erhalten werden müssen.“, erklärt Tanja Frischgesell vom NABU Holzminden. „Daher möchten wir gerade Dachdecker, Maler und Gerüstbauer für das Thema sensibilisieren.“


Die entsprechenden Firmen im Landkreis haben eine E-Mail von Britta Raabe, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle Weserbergland, erhalten. „Dämmung und Sanierung von Häusern sind selbstverständlich notwendig. Aber gerade Schwalben und Mauersegler sind in den letzten 20 Jahren immer weniger geworden. Wir möchten nicht nur über die rechtliche Situation aufklären, sondern bei Problemen auch Lösungen anbieten.“, so Britta Raabe.


Im E-Mail-Anhang befindet sich daher der „Leitfaden für den Schwalbenschutz“. Darin ist auch eine Bauanleitung für ein sogenanntes Kotbrett enthalten, das 50 – 90 cm unter Mehlschwalbennestern angebracht werden kann, um eine Verschmutzung des Gehweges oder der Fassade zu verhindern. Manche Hausbesitzer oder Mieter stört der Dreck der Schwalben und sie schlagen trotz Verbots deren Nester ab, spannen Drähte oder Flatterband unter dem Dachüberstand, um die Vögel am erneuten Nestbau zu hindern. Dabei ist der Schwalben-„Guano“ wertvoller Pflanzendünger und
die Vögel fangen jede Menge für den Menschen lästige Insekten – etwa 80% ihrer Nahrung besteht aus Mücken, Fliegen und Blattläusen. Mit ein bisschen Toleranz gegenüber dem Dreck wird man außerdem mit einem Naturerlebnis in unmittelbarer Nähe belohnt, wenn die eleganten Flieger am Haus ihre Jungen aufziehen.  

Download
nabu_leitfaden_schwalben_willkommen.pdf
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Es stand am 30.07.2015 im "Täglichen Anzeiger Holzminden" (TAH):

Schwalben sind bei den Kindern im „Kobel“ herzlich willkommen

NABU verleiht Plakette an den Kindergarten in Mühlenberg / Auch Tipps zum Schutz der Schwalben gibt’s beim NABU

Laura erhält von Gerhard Hasse die Urkunde "Schwalben willkommen"
Foto: Ulrich Frischgesell

„Wir müssen ganz leise sein, wenn wir zu den Schwalben gehen.“, sagt Luca zu den Erwachsenen vom NABU Holzminden, die zu Besuch im Kindergarten sind. So wie Luca wissen auch die anderen Kinder aus der Wölfi-Gruppe bestens Bescheid über „ihre“ Rauchschwalben, die in dem leerstehenden Nebengebäude brüten.
Der Kindergarten „Kobel & Co.“ in Mühlenberg ist eine Außenstelle des Heilpädagogischen Zentrums der Lebenshilfe Holzminden. Hier lernen die Kinder in und von der Natur, nicht nur im schön gestalteten Garten mit Kräuterspirale, Außenküche mit Feuerstelle und vielem mehr, sondern vor allem im angrenzenden Wald. Alles, was hier wächst, krabbelt, läuft und fliegt ist natürlich besonders interessant.
Im Winter konnten die Kinder während der Frühstückszeit den Vögeln draußen am Futtersilo bei ihrem „Frühstück“ zusehen und lernten so Blaumeise, Kohlmeise, Kleiber und andere Vogelarten kennen. Auch den Sperber, dessen Auftauchen draußen und drinnen für Aufregung sorgte – obwohl er ja nur kam, weil er ebenfalls Hunger hatte.


Im Frühling zogen dann erstmals Rauchschwalben in einem offenen Nebengebäude auf dem Gelände des Kindergartens ein. Jahrelang hatte es sich darin ein Steinmarder bequem gemacht, daher hatten sich die Schwalben nicht getraut dort zu brüten. Kaum war er ausgezogen, begannen mehrere Schwalbenpaare mit dem Nestbau und die Kinder gingen täglich auf Beobachtungsstation. Sie merkten sich die Größe, die Farben des Gefieders und die Besonderheiten, damit sie viele Schwalben malen und basteln konnten. Mit Hilfe von Bestimmungsbüchern lernten sie noch mehr zum Thema und erstellten sogar eine Dokumentation, die jetzt im Eingangsbereich des Kindergartens hängt.

Foto: Ulrich Frischgesell
Die Kinder der Wölfi-Gruppe mit ihren Betreuern Birgit-Malz-Menken, Erwin Beier, Patricia Diekmann und Philipp Pachel sowie Tanja Frischgesell und Gerhard Hasse vom NABU Holzminden nach der Verleihung der Plakette "Schwalben willkommen"

Danach fragten sie beim NABU Holzminden, ob sie eine Plakette bekommen können, die an Menschen in ganz Niedersachsen verliehen wird, bei denen Schwalben willkommen sind. Nachdem Laura stellvertretend für die ganze Wölfi-Gruppe Urkunde und Plakette entgegen genommen hat, beantworten die Kinder mit Begeisterung viele Fragen: Feli, Luca, Jonas, Laura, Robin, Letizia, Leonie und Emely kennen die Unterschiede zwischen Rauch- und Mehlschwalben und wissen, dass Schwalben fliegende Insekten fangen und in der kalten Jahreszeit nicht da sind, weil es dann hier keine Nahrung für sie gibt.


Die Kinder können allerdings nicht verstehen, dass viele Leute keine Schwalben am Haus haben möchten und sogar ihre Nester entfernen – obwohl das gesetzlich verboten ist. Dabei lassen sich Verschmutzungen durch das Anbringen von sogenannten Kotbrettern in einigem Abstand unter den Nestern oft sehr gut verhindern. Im „Kobel“ sind solche Bretter schon geplant, allerdings erst für den Herbst, wenn die Schwalben nicht mehr da sind.

 

Seit 2013 wirbt der NABU Niedersachsen mit dem Projekt „Schwalben willkommen“ für mehr Toleranz im Umgang mit den gefiederten Mitbewohnern, die sich so eng an die Menschen angeschlossen haben und früher als Frühlingsboten und Glücksbringer begrüßt wurden. Mittlerweile sind Schutzmaßnahmen dringend erforderlich: Seit 1965 ist die Zahl der Mehlschwalben, die in Niedersachsen brüten, um 20 Prozent zurückgegangen und die der Mauersegler, die oft mit Schwalben verwechselt werden und auf Nischen in Gebäuden angewiesen sind, sogar um 45 Prozent. Am schlimmsten hat es die Rauchschwalbe getroffen, hier beträgt der Rückgang 75 Prozent! Das liegt vor allem an den Veränderungen in der Viehhaltung und der Intensivierung der Landwirtschaft. Doch auch die Privatgärten haben sich stark verändert. Der Trend geht leider immer noch zu immergrünen Gehölzen und exotischen Pflanzen, von denen keine Insekten leben können, die die Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse sind. Dabei sind heimische Sträucher und Pflanzen mindestens genauso schön und vor allem besser an Klima und Bodenverhältnisse angepasst. Jeder kann im eigenen Garten oder auf dem Balkon etwas für mehr Natur im Siedlungsbereich tun und damit den Schwalben helfen.


Weitere Tipps zum Umgang mit Schwalben gibt es im neu erschienenen „Leitfaden für den Schwalbenschutz“ des NABU Niedersachsen. Darin sind auch Anregungen für Kindergruppen und Schulklassen enthalten, daher bekommt der Kindergarten in Mühlenberg ebenfalls ein Exemplar überreicht. Die Vertreter des NABU Holzminden erhalten als Dankeschön von den Kindern selbstgemachte Marmelade aus Walderdbeeren.


Erschienen im Täglichen Anzeiger Holzminden (TAH) am 22.07.2014

Geflügelte Sommergäste

sind bei Familie Bossow willkommen

NABU Holzminden zeichnet Schwalbenfreundliches Haus aus

von Jürgen Bommer

Foto: Jürgen Bommer
Foto: Jürgen Bommer

Es ist schon ein festes Ritual auf dem Hof der Familie Bossow  in Pegestorf. Spätestens am 6. April muss der obere Flügel des hölzernen Scheunentores geöffnet sein, denn von da an fliegen sie ein, die gefiederten Sommergäste. Eine Rauchschwalbe nach der anderen kehrt heim und besetzt ihr altes Nest in der Scheune oder baut neu. Und dabei müssen sie sich beeilen, denn bei Familie Bossow fühlen sich nicht nur die Rauchschwalben wohl, auch die kurze Zeit später eintreffenden Mehlschwalben brüten immer häufiger entgegen ihrer eigentlichen Gewohnheit im Stall anstatt an der Fassade des Bio-Hofes.

Foto: Jürgen Bommer
Foto: Jürgen Bommer

Vier Generationen wohnen auf dem Hof der Familie Bossow in Pegestorf und schon immer waren ihnen ihre geflügelten Untermieter herzlich willkommen. „Als wir noch die Rinder hatten, gab es viele Fliegen auf dem Hof. Spätestens wenn die Schwalben kamen, konnte man zusehen wie sie weniger wurden“ berichtet Großmutter Bossow. Und auch wenn es heute weniger Fliegen, und leider auch weniger Schwalben gibt, erfreuen sich alle Mitglieder der Familie immer wieder am regen Treiben auf dem Hof und in der Scheune. 18 Nester werden momentan in ihrer Scheune von Rauch- und Mehlschwalben bebrütet. Jetzt konnte die Familie für ihre Duldung der nützlichen Glücksboten eine Würdigung des  NABU Holzminden entgegen nehmen. Die NABU- Vorstandsmitglieder Stefan Jacob und Gerhard Hasse überreichten der Familie eine Urkunde und eine Plakette, die ihren Hof als Schwalbenfreundliches Haus ausweist.

Foto: Jürgen Bommer
Foto: Jürgen Bommer

Bereits in den Vorjahren konnte der NABU Holzminden mehrere Hausbesitzer für ihr Engagement für unsere heimischen Schwalben auszeichnen. Denn immer häu- figer leiden die Zugvögel unter der Beeinträchtigung ihrer Lebensräume. Die Versiegelung von Flächen und Feld- wegen sowie das Fehlen von lehmigem Boden erschweren ihnen den Nestbau, moderne Fassaden und die Hygienevorschriften der intensiven Landwirtschaft rauben ihnen Brutmöglichkeiten, Insekten als Nahrungsquelle fallen weg.

Mit der Kampagne „Schwalben willkommen“ möchte der NABU die Akzeptanz für die Vorboten des Sommers erhöhen. „Wir sind jedem Hausbesitzer dankbar, der Nistmöglichkeiten für Schwalben schafft oder erhält“ versichert Gerhard Hasse. Und wer das tut, kann die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen" beantragen: Einfach eine E-Mail an info@NABU-Holzminden.de schicken.
Familie Bossow jedenfalls freut sich jedes Jahr wieder auf ihre wenig scheuen Hausgäste und gewährt ihnen gerne Unterkunft.